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Royal Trux Teil 1 : 2
19.1.98  
 

Royal Trux sind Neil Hagerty und Jennifer Herrema plus irgendwem. Hagerty schreibt: "Ich hatte eine Cowboy-Gitarre vom Pfandleiher geschultert. So marschierte ich in die Stadt. Bald war ich in einer Band. Wir holten Leute auf die Bühne, die bei uns mitspielen sollten, ohne geprobt zu haben - damit es spannend blieb. Ich kann mich an einen erinnern, der mit seinem Elektrorasierer den Boden eines Aluminium-Kochtopfs bearbeitete: Das Geräusch war schön. Eines Tages kamen ein paar so reiche Kids in die Stadt. Ihrer Band fehlte ein Gitarrist. Ihre Einstellung war: Scheiß auf den Scheiß. Jetzt sind wir dran. Alle wollten nach New York ziehen. Jennifer auch. Unsere Band hatte Erfolg. Keiner kümmerte sich um mich. Also tat ich mich mit Jennifer zusammen und begann mein eigenes Ding. Auf mich wirkten die alten New Yorker Bands wie die Ramones oder Television oder Velvet Underground wie ein Alfons Schubeck auf junge Küche wirken muß. Also gings mir prima. Jennifer schmiß die Schule; ich schmiß die Band. Mein Name und der Ruf der ehemaligen Band gab uns einen gewissen Startvorteil. Jemand fragte uns, ob wir eine Single machen möchten; wir sagten ja."
     In einem Rocklexikon läse sich die Geschichte von Royal Trux folgendermaßen: Jon Spencer und Julie Cafritz, zwei Studenten in Princeton, schmeißen den Krempel hin und gehen Mitte der 80er Jahre nach Washington, DC. Sie gründen Pussy Galore, gabeln Neil Hagerty auf und ziehen nach New York, um eine notengetreu Version von EXILE ON MAIN STREET einzuspielen und Undergroundstars zu werden. Als die Gruppe 1990 explodiert, gehen aus den Trümmern die Jon Spencer Blues Explosion, Boss Hog und Royal Trux hervor. Nicht schlecht.
     1990: Neil und Jennifer leben in Chicago, sind voll auf Heroin und nehmen für das Drag City Label die laut NEW MUSICAL EXPRESS "unhörbarste Platte aller Zeiten" auf, TWIN INFINITVES. 1992 soll es bereits zu wiedererkennbaren Songs gereicht haben, 1993 gar zu einem Rock'n'Roll-Album. 1994 nimmt Virgin Amerika die Gruppe unter Vertrag. ROCK - THE ROUGH GUIDE schreibt: "Aus der anfangs ungemütlich verdrogten Mischung aus Science-fiction und Kunst haben Herrema und Hagerty inzwischen einen superdruckvollen Rock-Act gemacht, ohne dadurch auf ihre surreale Weltsicht verzichten zu müssen. Ihre Unwilligkeit, Kompromisse einzugehen, kostet sie am Ende wohl das ganz große Publikum, aber sie hauen auf jeden Fall großartige Monstermusik raus."
     1997 veröffentlichen Royal Trux das Album SWEET SIXTEEN und die Dreifach-LP-Box SINGLES, LIVE, UNRELEASED. Was vor zehn oder zwanzig Jahren noch als schauriger Übungsraumabfall einer Hardrock-Band gegolten hätte, kann nun als eine Art EXILE ON MAIN STREET für härtere Zeiten wahrgenommen werden. Die Zeit schafft erst den Blick für die Wunden.
     Prototypisch ist SHOCKWAVE RIDER von 1993. Die Band annonciert das Stück als "die Geschichte aus der Sicht des Drogenkäufers". Ein vertraut-fetziges Schlagzeug gibt einen ebenso professionellen wie klischierten Kontext vor, der nach wenigen Sekunden durch die einsetzende Melodica - oder ist es ein Billig-Synthesizer? - völlig relativiert wird. Der Zuhörer mag noch überlegen, ob er Genies oder Idioten hört, da wird er schon platt gemacht.

Royal Trux
STRAWBERRY SODA

 

 

 

Royal Trux
SPIKE CYCLONE

 

 

 

Pussy Galore
CRAWFISH

 

 

 

 

Royal Trux
AVIATOR BLUES

 

 

Royal Trux
NO FIXED ADDRESS

 

Royal Trux
SHOCKWAVE RIDER

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