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Annette Peacock Teil 1 : 2 : 3
29.10.97  
 

Wenn wir ein riesenhaftes Deckenfresko malen sollten, mit allen Protagonisten, die jemals im Pop-Alphabet vorgekommen sind, dann erschiene die Frau, um die es heute geht, weit hinten links, im selbstgewählten Abseits, auf einer Couch liegend, sich selbst spielend und mit sich selbst spielend. Etwas weiter im Vordergrund würde Brian Eno Mick Ronson ins Ohr flüstern, daß dort Annette Peacock liege, die Outness Queen...
     Annette Peacock wurde 1941 in Brooklyn geboren. Zwanzig Jahre später betrat sie die Downwtown Szene Manhattans wie eine Nico, wie eine Edie Sedgwick, wie eine Joni Mitchell: alle Lichter auf sie gerichtet, junges Traumgirl zwischen geschäftigen und ernsten jungen Männern, Albert Ayler, LeRoi Jones, Allen Ginsberg, Charles Mingus und Timothy Leary, die von psychedelischen Drogen zu ihr sprachen, von Weltrevolution und Black Power, von freiem Jazz. Sie ging mit Aylers Band auf Europatournee und engagierte sich schließlich beim gerade gegründeten Jazz Composers Orchestra. Bereits in diesen frühen öffentlichen Jahren zeigt sich ein wichtiger Charakterzug Annette Peacocks: Immer und jederzeit das Unerwartete zu tun, das vermeintlich Falsche. Als Leary ihr LSD reichte, wendete sie sich von den Drogen ab und wurde Makrobiotin. Als United Artists sie als Schauspielerin nach Hollywood holen wollte, reiste sie in der Nacht vor der Vertragsunterzeichnung ab, um Gary Peacock zu heiraten, Albert Aylers Bassisten. Als Gary Peacock bei Miles Davis einstieg, riet sie ihm zu Ornette Coleman und Don Cherry. Als Robert Moog ihr einen seiner Synthesizer überließ, damit sie mit dem reinen Studioungetüm experimentieren könnte, trat sie live mit diesem Monster auf. Am wichtigsten aber war die Musik, die Annette Peacock komponierte, Balladen meist, verwirrende Dinger mit elend schwierigen Leerstellen für Schlagzeuger, die vor allem der Pianist Paul Bley immer und immer wieder aufnahm und jahrelang fast ausschließlich spielte. Annette Peacock folgte an Paul Bleys Seite Carla Bley nach, erwies sich aber als ebenso stark und eigenwillig wie diese, überredete Paul Bley zu einer der ersten elektronischen Jazzbands, an der auch Robert Wyatt beteiligt war. Wir schreiben immer noch erst das Jahr 1970 und Paul Bley veröffentlicht zusammen mit Gary Peacock eine Platte auf einem kleinen Münchner Independent namens ECM mit Annettes Kompositionen, die so stilprägend für ECM waren, daß die Firma sie noch 1997 als Leitmotiv für ihre Tätigkeit anerkennt. Annette selber gerierte sich allerdings zunehmend wilder als die ECM'sche Zuneigung vermuten läßt, veröffentlichte drei inzwischen gesuchte LPs mit Synthesizerlärm und Stimme und trat oben ohne auf - sogar in der Johnny Carson Show, ein Hinweis, wie wichtig Sex, Selbstbefriedigung und selbstbestimmte Wollust in den kommenden Jahren für Annette Peacock noch sein würden...

I HAVE NO FEELINGS

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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